· Jede/r Sechste vergisst den ganzen Lernstoff sofort nach der Prüfung
· Nur Englisch gilt als wirklich wichtig fürs Leben
· Gelernt wird meist kurzfristig und oberflächlich
„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir"? Wohl kaum, wie eine aktuelle Umfrage des Nachhilfeinstituts LernQuadrat unter Oberösterreichs Schülerinnen und Schülern im Alter von 10-18 Jahren aufzeigt. So meinen die Befragten, im Durchschnitt weniger als die Hälfte des Lernstoffes später als Erwachsene brauchen zu können. Dafür finden sich Inhalte, die den Jugendlichen wichtig wären - wie Politik, Gesundheitsthemen oder eine allgemeine „Alltagskunde“ - derzeit nicht oder zu wenig auf den Lehrplänen.
Gelernt wird meist kurzfristig und oberflächlich, hauptsächlich um eine gute Note zu bekommen und nicht durchzufallen. Besonders erschreckend: Beinahe die Hälfte der Befragten vergisst den Lernstoff häufig sofort nach der Prüfung, jeder Sechste praktisch immer. „Dieses ‚Bulimie-Lernen‘ sollten zu denken geben“, betont Konrad Zimmermann, LernQuadrat-Gründer und Geschäftsführer, der viel Potenzial für eine nachhaltigere Gestaltung des Schul- und Lerngeschehens sieht. Dementsprechend kommen die Lehrer*innen, Lerninhalte und Unterrichtsformen in der Benotung durch die Schüler*innen nur auf ein 2-3, die Koordination der Prüfungstermine und das Schulsystem insgesamt werden sogar nur mit ‚Befriedigend‘ bewertet.
Lernen, wiedergeben, vergessen
Durchschnittlich 53 Mal pro Schuljahr und damit an jedem dritten bis vierten Schultag werden die Leistungen der oberösterreichischen Schülerinnen und Schüler nach deren eigenen Angaben überprüft. 15- bis 18-Jährige kommen dabei häufiger dran als 10- bis 14-Jährige, schlechte Schüler*innen werden öfter geprüft als gute. „Da bleibt kaum Zeit für nachhaltiges Lernen“, fürchtet Zimmermann. Für eine Schularbeit wird in Oberösterreich laut LernQuadrat-Umfrage durchschnittlich 7 Tage lang gelernt und damit zwei Tage länger als im Österreich-Schnitt, für Tests und Referate beträgt die Vorbereitungszeit 4-6 Tage.
Wie lange und wie ausführlich gelernt wird, hängt in erster Linie von der Anzahl der Prüfungen und dem Wunsch nach einer guten Benotung ab (jeweils 54,9 Prozent). Davon, ob der Lerninhalt wichtig und sinnvoll erscheint, lassen sich hingegen nur 16,2 Prozent leiten. Viele sehen das Lernen pragmatisch: Für 51,1 Prozent kommt es einfach darauf an, ob genug Zeit vorhanden ist, 44,4 Prozent orientieren sich daran, wie viel nötig ist, um keine negative Benotung zu bekommen. Druck machen sich Oberösterreichs Schüler*innen dabei primär selbst (41,9 Prozent), während nur 25,7 Prozent der Befragten von Seiten der Eltern Druck empfinden. Bleibt der Schulerfolg aus, fürchtet dennoch jeder Zweite Konsequenzen seitens der Eltern, vom Handyverbot bis zum Hausarrest.
Zukunftsrelevante Fächer
„Von allen Schulfächern wird lediglich Englisch (79,4 Prozent) als wirklich wichtig für die eigene Zukunft eingestuft“, berichtet Zimmermann. Für die Brauchbarkeit von Mathematik findet sich immerhin noch eine knappe Mehrheit (55,6 Prozent), nur 45,4 Prozent halten hingegen Deutsch für wichtig. Gegenstände wie Geografie und Geschichte erreichen nicht einmal die 10 Prozent-Zustimmungsmarke. Die Liste der nach Schüler*innen-Meinung „verzichtbaren Gegenstände“ führen Chemie und Physik an.
43 Prozent der oberösterreichischen Jugendlichen wünschen sich zusätzliche Themen im Unterricht. Häufiger auf dem Lehrplan sollte nach Ansicht der Schüler*innen Politik stehen, aber auch eine Art „Alltagskunde“ für das Erwachsenenleben - vom Steuerausgleich über den Autokauf bis zum Versicherungsabschluss. Oft genannt als Wunschfächer wurden auch die Themen Ernährung und Gesundheit.
Mäßiges Zeugnis
Schließlich bat LernQuadrat die Schüler*innen, selbst Noten für die Schule zu vergeben. Am schlechtesten schnitt dabei das österreichische Schulsystem insgesamt ab, gleichauf mit der Einteilung der Prüfungstermine (jeweils 3,0). Unzufriedenheit herrscht auch mit dem Benotungsschema (2,8); Lehrinhalte (2,5) und Lehrkräfte (2,7) kommen in der Zeugnisverteilung etwas besser weg.
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